Universität KonstanzExzellenzcluster „Kulturelle Grundlagen von Integration“

Irrtum als Antrieb? Eine etwas andere Geschichte der Wissenschaft

19. Januar 2011

Poster

Prof. Dr. Bernhard Kleeberg (Konstanz/Exzellenzcluster), Prof. Dr. Ulrich Wengenroth (München), Prof. Dr. David Gugerli (Zürich, Konstanz/Zukunftskolleg)

Ulrich Wengenroth: Fruchtbarer Irrtum

Wissenschafts- und Technologiepolitik gehören heute zu den letzten Refugien planerischen Optimismus. Das Neue, das Exzellente, das am Markt dereinst Erfolgreiche scheinen gezielt planbar und mit den richtigen, notabene kräftigen Instrumenten herbeiförderbar zu sein. Statt sich auf selbstregulierende Marktprozesse zu verlassen, wollen Wissenschafts- und Technologieplaner eine ihnen offenbar schon bekannte bessere Zukunft politisch schaffen. Die Geschichte der Technik lehrt jedoch, dass Durchbrüche zu Neuem das Neue typischerweise vorher nicht kannten oder ganz falsch sahen. Fundamentale Irrtümer erwiesen sich oft als entscheidender Antrieb zur Realisation ganz unverhoffter Innovationen. Das wirklich Neue ist keine Extrapolation vorhandenen Wissens und vorhandener Technik in die Zukunft. Es ist eine Überraschung, die nur erlebt, wer vorher irrt. Ulrich Wengenroth ist Ordinarius für Geschichte der Technik an der TU München.

Bernhard Kleeberg: Hindernis, Reibung. Irrtümer zwischen Natur- und Geisteswissenschaften

In den Naturwissenschaften scheinen Irrtümer leicht identifizierbar zu sein – als empirisch falsche Erklärungen von Tatsachen; dass sich dies in den Geisteswissenschaften anders verhalte, ergebe sich, wie vielfach behauptet wird, bereits aus dem Umstand, dass wir es hier mit einem anderen Tatsachenbegriff zu tun haben. Diese Einschätzungen werden in dem Vortrag hinterfragt, der im Zusammenhang mit Überlegungen zur Kontrafaktizität der Frage nach epistemologischen Hindernissen und der ‚Reibung ‘ wissenschaftlicher Gegenstände nachgeht. Bernhard Kleeberg ist Juniorprofessor für Wissenschaftsgeschichte der Geistes- und Sozialwissenschaften am Exzellenzcluster „Kulturelle Grundlagen von Integration“ an der Universität Konstanz.

Den abschließenden Kommentar hält David Gugerli, Professor für Technikgeschichte an der ETH Zürich.

Über die Reihe

Die Vortragsreihe wagt den Blick hinter das Selbstverständnis von Wissenschaft, ihre Methoden und ihre Geschichte: Wie ethisch gehen Wissenschaftler angesichts der Konkurrenz um Publikationserfolge vor? Kann man aus wissenschaftlichem Erfolg schließen, dass die Wahrheit über die Welt erfasst wird? Wie wirkten sich wissenschaftliche Irrtümer auf die Geschichte der Wissenschaft aus?

19. Januar 2011, 18-20 Uhr
Universität Konstanz, R 513

Im Rahmen der Veranstaltungsreihe Wissenschaft im Visier, veranstaltet vom Exzellenzcluster „Kulturelle Grundlagen von Integration“ und dem Zukunftskolleg der Universität Konstanz